Aktionsbündnis Bergheim-West: Stellungnahme zu Offenen Brief der RNV betr. Standort Betriebshof

20.11.2018   ... Kapazitätsreserven bei den 3 Standorten
Alle drei diskutierten Standorte können bis zu 46 Straßenbahnen aufnehmen. Das sind 5 Fahrzeuge mehr als im Mengengerüst gefordert.
Die erforderliche Busabstellfläche für 37 Busse gemäß dem aktuellen Mengengerüst der RNV kann auch an allen in Frage kommenden Standorten umgesetzt werden. Somit weisen die Varianten am Großen Ochsenkopf keinen Kapazitätsvorteil gegenüber der Bergheimer Straße auf. ...


Aktionsbündnis Bergheim-West   

Heidelberg, 19.11.2018

An
StadträtInnen der Stadt Heidelberg
Stadt Heidelberg
RNV GmbH

Stellungnahme zu „Offenem Brief zum Betriebshof Heidelberg: Standortentscheidung“ der Geschäftsführung der RNV GmbH vom 16.11.2018

Sehr geehrte Stadträtinnen, sehr geehrte Stadträte,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Prof. Dr. Würzner,
sehr geehrter Herr in der Beek, sehr geehrter Herr Volz,

Die RNV GmbH (RNV) legt in ihrer Stellungnahme ein großes Gewicht auf die Frage, wie die künftig notwendigen Abstellkapazitäten eines zukunftsfähigen ÖPNV-Systems in Heidelberg beschaffen sein sollen. Die RNV ist der Meinung, dass der Standort Großer Ochsenkopf dafür die besten Voraussetzungen bietet, der Standort Bergheimer Straße jedoch nicht.
Das Aktionsbündnis Bergheim-West belegt im Folgenden, dass der Standort Bergheimer Straße nicht nur ein gleichwertiger Betriebshofstandort ist, was die künftigen Abstellkapazitäten betrifft, sondern darüber hinaus weitere Vorteile bietet: eine sehr gute Netzeinbindung sowie 2 Zu-und Abfahrten, die bei betrieblichen Störungen im ÖPNV Netz von großem Vorteil sind.

Abstellkapazitäten für Busse und Bahnen
Die RNV attestiert allen drei Standortvarianten die gleiche Abstellkapazität von bis zu 46 Straßenbahnen. Damit weisen beide Standorte in Bergheim die gleichen Kapazitätsreserven auf, die bereits den zusätzlichen Bedarf für die Realisierung des Mobilitätsnetzes berücksichtigen.
Es wurden insgesamt 80 Fahrzeuge für die rnv-Betriebe bestellt. Es handelt sich um eine Ersatzbeschaffung für die gesamte RNV, um die in den Jahren 1994/95 beschafften Niederflurwagen der ersten Generation sukzessive durch neue zu ersetzen.
Für Heidelberg sind nach unseren Informationen lediglich 12 vorgesehen von diesen 80 bestellten Fahrzeugen, die anderen 68 Straßenbahnen aus dieser Bestellung werden die technisch anfälligen Altfahrzeuge in Mannheim, Ludwigshafen und bei der Rhein-Haardtbahn ersetzen.

Kapazitätsreserven bei den 3 Standorten
Alle drei diskutierten Standorte können bis zu 46 Straßenbahnen aufnehmen. Das sind 5 Fahrzeuge mehr als im Mengengerüst gefordert.
Die erforderliche Busabstellfläche für 37 Busse gemäß dem aktuellen Mengengerüst der RNV kann auch an allen in Frage kommenden Standorten umgesetzt werden. Somit weisen die Varianten am Großen Ochsenkopf keinen Kapazitätsvorteil gegenüber der Bergheimer Straße auf.

Zukunftsplanung und erwartbare Kapazitätsbedarf in der Zukunft
Für eine Anbindung von PHV mit einer Verlängerung der Linie 26 von Kirchheim - das ist die plausibelste Lösung nach derzeitiger Sachlage - benötigt man 2 zusätzliche Straßenbahnen, die in den oben genannten Zahlen bereits enthalten sind.
Somit wäre eine Abstellung der gesamten Flotte auf einer neu gestalteten Anlage auf dem heutigen Gelände an der Bergheimer Straße problemlos möglich. Notwendig wäre es allenfalls, die 2014er- Planung gemäß den neuen Bedingungen zu modifizieren.
Das Areal der „Alten Feuerwache“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum Standort Bergheimer Straße bietet zudem eine Flächenreserve für die Busabstellung, die in der mittelfristigen Planung, bspw. in einem zweiten, späteren Bauabschnitt berücksichtigt werden kann.
Die Realisierung einer Straßenbahntrasse über PHV nach Schwetzingen ist von der Zustimmung mehrerer Kommunen abhängig und wäre nur langfristig zu realisieren. Wir befürworten diese Straßenbahnverlängerung nicht mehr, sondern setzen uns für eine neue direkte S-Bahnlinie Waghäusel – Schwetzingen – Heidelberg ein. Das derzeit verkehrende Zugpaar mit einer Reisezeit von 20 Minuten zwischen Schwetzingen und Heidelberg beweist die Machbarkeit.
Andere Planungen zur Erweiterung bzw. Verdichtung des Liniennetzes, die einen Fahrzeugmehrbedarf begründen könnten, sind nicht bekannt.
Konzepte mit belastbaren Zahlen, wonach Straßenbahnen in einem kürzeren Abstand als 10 Minuten verkehren sollen, liegen nicht vor.
Taktverdichtungen in Verbindung mit der Ausdehnung der Betriebszeiten, wie sie für die Früh- und Abendstunden vor 7 Uhr und nach 20 Uhr sowie an Wochenenden gefordert werden, erzeugen keinen Fahrzeugmehrbedarf und damit keine höhere Abstellkapazitäten.

Elektromobilität
Die Umstellung der Busse auf Elektromobilität ist in der Tat ein bisher nicht beachteter Schritt, der vertieft betrachtet werden muss, insbesondere wenn, wie vom Herrn Oberbürgermeister in die Diskussion eingebracht, die Brennstoffzellentechnik zur Anwendung kommen sollte.
Dies trifft auf alle Standortvarianten gleichermaßen zu. Allerdings sind hierfür, unter Beachtung der deutlich höheren Anschaffungskosten für Fahrzeuge und Infrastruktur, zunächst finanziell belastbare Konzepte zu erarbeiten, um die Geschwindigkeit der Umstellung betrachten und planerisch umsetzen zu können.

Sanierungsstau
Der Sanierungsstau ist unbestritten und seit der Mitte der 90er Jahre bekannt.
Wir stimmen der Befürchtung zu, dass jede weitere Verzögerung zu weiteren aufwändigen, kostenintensiven Anpassungsmaßnahmen in die Bestandsanlage führen wird.
In der Bergheimer Straße ist am ehesten mit einer Realisierung vor 2025 zu rechnen, da im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens keine Eigentumsrechte Dritter zu klären sind, sondern hauptsächlich nachzuweisen sein wird, dass die Anforderungen des Lärmschutzes vollumfänglich erfüllt werden.

Variante Airfield
Die Einschätzung der RNV zur Variante Airfield teilen wir in vollem Umfang.

Nachbemerkung
Die derzeitige verfahrene Situation im inzwischen sich über Jahre hinziehenden Prozess der Entscheidungsfindung über den Standort eines künftigen Betriebshofes in Heidelberg müssen wir als Bürger genauso beklagen wie die RNV in ihrem Offenen Brief an die Gemeinderäte.

Was sind die Ursachen und wie kann eine Lösung aussehen?
Die RNV GmbH (RNV) ist als maßgeblicher Leistungserbringer des ÖPNV in Heidelberg verantwortlich dafür, dass auch ein funktionsfähiger Betriebshof für die zukünftigen Anforderungen des ÖPNV in Heidelberg zur Verfügung steht. Der Sanierungsstau und die daraus folgende Notwendigkeit des Um-/ Neubaus am jetzigen Standort oder einem anderen geeigneten sind auch ihr seit Jahren bekannt.
Die RNV darf sich als Vorhabenträgerin (Bauherrin) nicht mehr von den sich ständig ändernden Rahmenbedingungen der Stadt Heidelberg treiben lassen, sondern muss die Fäden für alle notwendigen Planungsschritte wie auch die Realisierung endlich wieder in die Hand nehmen und die Stadt auffordern, diese Rahmenverbindung verbindlich zu benennen.
Die Entscheidungsträger der Stadt sehen wir gleichermaßen in der Verantwortung. Wir fordern Sie auf, der RNV klare Rahmenbedingungen zu benennen und die gegebenen Fakten bei ihrer Entscheidung zu berücksichtigen:
1. Von allen in Betracht kommenden Standorten gibt es nur noch den derzeitigen an der Bergheimer Straße und den Großen Ochsenkopf. Alle anderen geeigneten Flächen stehen nicht mehr zur Verfügung bzw. wurden aus verschiedenen Gründen entweder verworfen oder erst gar nicht umfassend untersucht.
2. Einer Bebauung des Großen Ochsenkopf stehen u.a. die Ergebnisse des Stadtklimagutachtens, die Belange des Naturschutzes, Eigentumsrechte Dritter und der Bau eines schnellen Radweges entgegen.
3. Fast 4.000 BürgerInnen haben durch ihre Unterschrift die Forderung nach Erhalt der Grünfläche Großer Ochsenkopf unterstützt. Bei allen, durch die Stadt Heidelberg durchgeführten Bürgerbefragungen hat die Erhaltung der Grünfläche ebenfalls eine sehr hohe Priorität erhalten.
4. Das Airfield scheidet schon aufgrund des zu erwartenden langwierigen Planfeststellungsverfahrens (ca. 8 – 10 Jahre) aus der engeren Wahl aus.
5. Für eine preiswerte Wohnbebauung mit großer Parkfläche am alten Standort fehlen verbindliche Konzepte. Mit den von der Stadt erwarteten Verkaufserlösen lässt sich kein preiswerterer Wohnraum schaffen, sondern sollen die Erwartungen privater Immobilienentwickler bedient werden.
6. Die Entwürfe zum Ideenwettbewerb aus 2014 zeigen, dass ein Betriebshof mit einer architektonisch gelungenen Fassadengestaltung auch die Anforderungen an ein anspruchsvolles städtebauliches Konzept erfüllen kann.

Das Aktionsbündnis Bergheim-West spricht sich vor allem aus diesen Gründen für einen Um-/ Neubau des Betriebshofes am Standort Bergheimer Straße aus.
Unsere Argumente haben wir ausführlich im Pressegespräch am 14.11.2018 dargelegt.

Mit freundlichen Grüßen
Aktionsbündnis Bergheim-West
i.A. Heinz Delvos, Dr. Rainer Zawatzky, Uta Ropers, Wolfgang Gallfuß, Karin Weber


S.a.
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20.11.2018 - 16:00