Mahnwache am Wieblinger Dammweg

15.3.2021    Am Wieblinger Dammweg 2c versammelten sich etwa 40 Menschen zu einer Mahnwache für verlorene Natur. Menschen trugen Kerzen an das Grundstück. Die Initiative „Für Wieblingen – für Tier, Mensch und Klima“ hatte über 1.100 Unterschriften gesammelt für den Erhalt dieser parkähnlichen Anlage in Wieblingen-West. Dort wurde auf rund 2000 m² die gesamte Vegetation abgeräumt. Die biologisch hochwertige Fläche war ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Menschen. [bilder: kreckel-arslan]

Geschützte Arten wie Igel, Eichhörnchen und 4 verschiedene, teils seltene Fledermausarten tummelten sich zwischen vielen alten Bäumen, Vögel zwitscherten, Insekten summten hier. Menschen erfreuten sich an den Tieren, an frischer und kühlender Luft.

Waren auf diesem Grundstück bisher nur rund 20 % des Bodens bebaut, werden zukünftig etwa 70% für hochpreisige Wohnhäuser betoniert und nachhaltig zerstört sein. „Boden ist aber kostbar und endlich. „Wird er versiegelt, verliert er seine überlebenswichtigen Funktionen“, sagt Cornelia Wiethaler, Leiterin des AK-Umweltpolitik im NABU-Heidelberg. Dazu gehören seine CO²-Speicherfunktion ebenso wie seine Rolle für den Sauerstoff- und Wasserhaushalt. In einer Hand voll Boden leben mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Die Erhaltung unseres natürlichen Bodens ist von essenzieller Bedeutung für den Schutz von Biodiversität und Klima.

Ein großer Teil des Gartens war Teil einer Vernetzungsstruktur mehrerer Gärten im Innenbereich von Wieblingen. In diesem Dunkelkorridor, weitgehend frei von nächtlicher Lichtverschmutzung fanden Fledermäuse Nahrung, hatte der NABU-Experte auch die Sozialrufe seltener Fledermausarten nachgewiesen. Diese deuten auf Fortpflanzungs- und Ruhestätten-Quartiere hin – Indikatoren für biologisch hochwertige Flächen im Innenbereich.  Die Erhaltung dieser wertvollen Lebensräume kann letztlich nur dann gelingen, wenn alle Flächennutzer ihrer Verantwortung für das Gemeinwohl nachkommen.

Beteiligte fragten: Wie kann so eine Planung zugelassen werden, warum haben wir eine Baumschutzsatzung, wenn dann trotzdem so viele alte Bäume gefällt werden? „Seit 2019 liegt der Stadtverwaltung ein Antrag zur Verbesserung der Baumschutzsatzung vor. Er muss endlich auf die Tagesordnung gesetzt werden“, sagt Stadtrat Dr. Arnulf Weiler-Lorentz.

Heidelberg gehört zu den heißesten Städten Baden-Württembergs, mit gleichzeitig geringstem innerstädtischen Grünflächenanteil. Diese Entwicklung geht mit hohen gesundheitlichen Belastungen der Menschen einher. Zukünftig kann eine derart rücksichtslose Ausbeutung der Natur verhindert werden, indem der Gemeinderat Grünflächen verbindlich schützt und festsetzt. Nachhaltiger Umgang mit natürlichem Boden uns seinem Bewuchs ist notwendig.  Vom Primat der Innenentwicklung zur doppelten ökologischen Innenentwicklung, bedeutet, dass natürliche Ökosysteme die Oberhand behalten müssen. Konkret soll die überbaute Fläche geringer sein als die unbebaute. Das ist bei mittleren Dichten von bis zu 40 % der Fall. Hotspots der Biodiversität dürfen nicht mehr zu 100 % abgeräumt werden.

Cornelia Wiethaler, NABU-AK-Umweltpolitik, Heidelberg; Christina Kreckel-Arslan, Heike Klinge, Milena Pelka, Jutta Laforsch-Bonin

31.03.2021 - 18:00