Stadt HD: 1. Bürgerbeteiligung Masterplan Neuenheimer Feld - Impulsvortrag Prof. Dr. Uwe Schneidewind: Nachhaltigkeit, Campus, Städtebau, Mobilität

11.4.2018   Stichworte aus dem Impulsvortrag: Eine reine Gegenwartsbetrachtung auf analytischer Ebene kommt selten darüber hinaus, den Interessen aller Akteure Legitimität zuzusprechen. Jede Veränderung scheint daher wie ein Nullsummen-Spiel (des einen Gewinn, des anderen Verlust), so dass der gegenwärtige Zustand alternativlos erscheint. Ein Blick in die weite Zukunft kann solche Momentaufnahmen jedoch erweitern um eine die Zukunft gerichtete Perspektive.

Kurzfristige, manchmal unkomfortable Begleiterscheinungen von Veränderungen könnten so akzeptiert und verkraftet werden, um das langfristige Ziel zu erreichen.

- Hierbei ist eine über die analytische Haltung hinausgehende künstlerisch-gestaltende Herangehensweise hilfreich, die neue Entdeckungen und Begegnungen ermöglicht.
- Die rapiden technologischen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungenunserer Zeit suggerieren häufig, dass nur Beharrung auf Altem in dem scheinbar chaotischen und ungeordneten Neuen Halt und Orientierung bietet.
- Jedoch führt dies zu nichts; vielmehr braucht es Mut, den Wandel aktiv zu gestalten. Es geht darum, Utopien zu entwickeln und Möglichkeiten aufzuzeigen, und sie zudem auch tatsächlich mit konkreten Maßnahmen greifbar zu machen, um nicht in Stagnation und Resignation zu verfallen.
- Gesellschaftlicher Wandel ist eine Kunst, keine analytische Wissenschaft, und somit braucht es Begeisterung und den Willen, mit anderen Personen ins Gespräch und mit anderen Perspektiven in Kontakt zu kommen, um seine eigenen zu erweitern.
- Die große Frage der Zukunft des urbanen Raumes ist die der (Neu-)Verteilung und (Um-)Nutzung der städtischen Flächen und Räume. Das Ziel ist hier die Nachhaltigkeit. Schlüsselkonzepte sind die Integration der Funktionen und die gesellschaftliche Inklusion. Als Beispiele für Arenen des erforderlichen Wandels erörtert Prof. Schneidewind die Stadt, die Mobilität und den Campus.
- Integration von Funktionen: Das Schlüsselkonzept der Stadt des 20. Jahrhunderts war die Segregation der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Erholung; ermöglicht durch das Au-tomobil. Dieses ist allerdings extrem ineffizient, wird nur wenige Stunden am Tag genutztund verbraucht enorm viel Fläche und Ressourcen. Eine räumliche Integration der Funktionen und intelligent vernetzte, ressourcenschonende öffentliche Verkehrssysteme werden den Weg für neue, effizientere und nachhaltigere Nutzung von Flächen und Räumenfrei machen.
- Talente, Technologie, Toleranz: Die erfolgreiche Stadt der Zukunft zeichnet sich durch „Talente, Technologie und Toleranz“ (vgl. Veröffentlichungen von Richard Florida) aus. Ein solches Klima ermöglicht Fortschritt, und viel davon ist in Heidelberg bereits vorhanden. Mit Technologie ist nicht nur „möglichst viel High-Tech“ gemeint, sondern v.a. smarte, intelligente Technologie, zum Beispiel autonomes Fahren, shared spaces statt Exklusivität, das pfiffige Bereitstellen von Informationen und Beteiligungsmöglichkeiten für jedermann. Talente sind nicht nur die der Wissenschaft oder die der Forschung, sondern auch die der regionalen Landwirtschaft: Spitzenforschung ist ebenso viel wert wie Spitzengemüse. Die engagierten Talente in den lokalen sozialen Brennpunkten sind ebensowichtig für die Stadt wie die, die Start-Ups gründen. Toleranz und gegenseitiger Respektvor der Vielfalt der Talente ermöglicht das Zusammenwirken all dieser verschiedenen Menschen aus verschiedensten Bereichen für das Wohl der Stadt und der Region.
- Jedem, egal ob Professorin, Anwohner, Gärtnerin oder Angestelltem, sollte Gehör geschenkt werden, um neues Denken zu ermöglichen und neue Lösungen zu finden.
- Grundlage eines erfolgreichen Prozesses ist der tiefe gegenseitige Respekt und die Offenheit für andere Perspektiven.
- Ziel muss es sein, sich auf eine Reihe von Maßnahmen zu einigen, die zu begeistern vermögen und die Stadtgesellschaft mitreißen können.

01.05.2018 - 22:00