VCD Rhein-Neckar: Heidelberg zeigt Einpendlern die kalte Schulter

11.2.2019   Mit großer Verärgerung registriert der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) die Ignoranz gegenüber den Einpendlern nach Heidelberg. „Die aktuell diskutierten Sofortmaßnahmen für das Neuenheimer Feld dokumentieren Hilflosigkeit und Ignoranz gegenüber den Einpendlern“, so der Vorsitzender Dr. Felix Berschin. Heidelberg gefalle sich immer wieder selbst. So werde gerne darauf verwiesen, dass nur 22% der Wege der Heidelberger Bevölkerung per Auto sind und immerhin 26% per Rad erfolgen. Damit solle suggeriert werden, dass Heidelberg nur wegen den Einpendlern ein Verkehrsproblem habe.

Tatsache ist aber, dass 54% der Verkehrsleistung - also Wege mal Entfernung und damit auch Maßstab der Abgase - per Auto erfolgen. „Trotz der bedrückenden Einpendlerzahlen ist der tatsächliche oder auch nur gefühlte Stau ein hausgemachtes Problem der Heidelberger. Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Schritt für eine ehrliche Debatte“, so Berschin.
 Der VCD fordert eine echte Angebotsoffensive in das Umland, um die Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen. „Heidelberg hat fast nichts unternommen, um den Umlandverkehr per Bus und Bahn attraktiver zu machen. Umgekehrt aber sehr viel, um ihn unattraktiver zu machen,“ so der VCD-Sprecher. Obwohl die
Einpendlerzahlen aus Westen und Süden deutlich steigen, wurde das Nahverkehrsangebot hier abgebaut:
Nach St. Ilgen gibt es überhaupt keinen Direktbus mehr, Gegenüber den früher teilweise alle 20 Min. verkehrenden Linien 42 ist die Fahrzeit mindestens 10 Min. länger geworden, Anschlussverluste in Kirchheim sind an der Tagesordnung;
Die Linien 717 aus Schwetzingen - Oftersheim und 720 aus St. Leon - Walldorf wurde aus der Innenstadt verbannt (Bauhaus Parkplatz bzw. Bismarckplatz) und dürfen nur noch bis zu den Stadtwerken fahren;
Seit der Abgabe der Straßenbahnanschlusslinien nach Wiesloch und Schwetzingen von der HSB an den Rhein-Neckar-Kreis wurden die Umsteigezeiten länger und trotzdem wartet der Bus nicht mehr auf die Straßenbahn und umgekehrt;
Die Linien 720 und 721 dürfen in Kirchheim und in der Bahnstadt zur Befriedung Heidelberger Bedürfnisse aberwitzige Umwege fahren, zudem müssen immer noch teilweise die Busfahrer teilweise mitten auf den Kreuzungen aussteigen, um erst einmal ihren „Vorrang“ anzufordern, da die entsprechende Technik von Heidelberg und den Regionalbussen nur bedingt kompatibel ist.
Lediglich Richtung Wilhelmsfeld und in den kleinen Odenwald gibt es ein erträgliches Angebot direkt in die Innenstadt - aber ausgerechnet Gebiete, wo Pendlerzahlen und Bevölkerung sinken.
 „Wenn Heidelberg wirklich daran interessiert ist, dass Pendler auf den öffentlichen Verkehr umsteigen, muss Heidelberg den Regionalbusse den roten Teppich ausrollen“, so Berschin. Erforderlich sind aus Sicht des VCD:
Schnellbus Mühlhausen – Rauenberg - Wiesloch – St Ilgen – Heidelberg Hbf – N‘heimer Feld
Schnellbus St. Leon – Walldorf – Kirchheim Friedhof – Heidelberg Hbf – N‘heimer Feld
10 Min.-Takt Sandhausen – Kirchheim West – Harbigweg – Hebelbrücke – Bismarckplatz (statt Linie 33 in diesem Bereich)
Schnellbus Brühl bzw. Ketsch – Schwetzingen Südtangente – Oftersheim – Heidelberg Hbf - Bismarckplatz
 „Es ist höchste Zeit, dass sich die Stadt und der Rhein-Neckar-Kreis für ein wirklich gemeinsames Nahverkehrssystem zusammensetzen, anstatt dass jeder an seinen eigenen Kirchturmslinien bastelt“, stellt der VCD fest.

11.02.2019 - 19:30