Prof. Dr. Claudia Erbar: Verschiedene Faktoren für Insektensterben verantwortlich

22.1.2020 raz/awl   Sieben Faktoren sind es, die für das Insektensterben verantwortlich sind. Allen voran steht die Intensivlandwirtschaft mit ihrem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Zu den Pestiziden zählen nicht nur die direkt wirkenden Insektizide, sondern auch die Herbizide, die den Insekten die Nahrungs- und Vermehrungsgrundlage entziehen. [bild:Claudia Erbar]

Hinzu kommt die Zerstörung der natürlichen Lebensräume, zu der nicht nur die Intensivlandwirtschaft beiträgt, sondern die anhaltend hohe Flächenversiegelung.

Blühstreifen entlang von Ackerflächen sind auch nur dann insektenfreundlich, wenn auf den angrenzenden Ackerflächen keine Insektizide (besonders die systemisch wirkenden, wasserlöslichen Neonicotinoide, die ein sog. „Insekten-Alzheimer“ auslösen) ausgebracht werden, da diese aus dem Boden über die Wurzeln der Wildpflanzen im Blühstreifen in deren Pollenkörner und Nektar gelangen und somit von Insekten aufgenommen werden. Außerdem sollten vorwiegend mehrjährige Wildpflanzen in Blühstreifen zum Einsatz kommen, die den Larven auch ein Überwintern ermöglichen und deshalb wichtig sind für die Vermehrung der Tiere.Nach oben

Weiterhin sind auch die vielen Lichtquellen gerade in Städten für Insekten tödliche Fallen (Stichwort „Lichtverschmutzung“), besonders die mit einem breiten Leuchtkegel und einem hohen Anteil an kurzwelligem blauem Licht. Und schließlich trägt wahrscheinlich auch der Klimawandel zum Insektensterben bei, weil nektarliefernde Frühlingsblüher ihre Blütezeit angesichts milder Winter „vorverlegt“ haben, viele Insekten dann aber noch nicht geschlüpft sind.

Zu Ende ihres Vortrags nahm die Referentin auch das Publikum in die Pflicht und stellte eine Liste mit 7 goldenen Regeln unter dem Titel: Was wir selbst gegen das Insektensterben tun können vor, die sie zusammen mit Prof. Leins formuliert hat.

Dazu zählen u.a. Insekten auch als Nützlinge und nicht nur als Schädlinge begreifen und Balkone, Terrassen und Gärten insektenfreundlich gestalten (Achtung: Schön anzusehende, gefüllte Blüten sind nektarlos!). Auch ein Engagement für mehr Natur in der Stadt gehört dazu, z.B. durch Mitarbeit in Umweltverbänden. Nicht zuletzt sind wir alle auch Verbraucher und können uns beim Einkauf für regionale und saisonale Produkte aus ökologischem Landbau entscheiden. Damit tun wir natürlich nicht nur etwas für die Insekten, sondern auch etwas für unsere Gesundheit.

Zur Veranstaltung hatten die Heidelberger Gruppen des NABU und des BUND sowie das Bündnis Klimaschutz Großer Ochsenkopf in den großen Saal der Volkshochschule Heidelberg eingeladen.

 

 

23.01.2020 - 12:45