BAFF: Von Winden und Niederschlägen - und dem Umweltbürgermeister

3.4.2021   Herr Schmidt-Lamontain, Klimabürgermeister von Heidelberg, behauptet in den Digitalen Gesprächen der Stadt zur Bebauung der Wolfsgärten, Klimaerwärmung sei hierbei kein Problem: "Lediglich bei sehr, sehr starken Westwinden könnte theoretisch eine Erwärmung spürbar sein im Bereich Wieblingen." Die RNZ berichtete am Dienstag den 30.03. darüber.

Heidelberg liegt in der Westwindzone, im Jahresdurchschnitt dominieren tagsüber Westwinde. Durch die Lage der Stadt zwischen Odenwald und Oberrheinischer Tiefebene bilden sich jedoch besondere Windverhältnisse heraus. Die kühle Luft fällt abends und in der Nacht bis in die Morgenstunden von den Bergen über die Bergstraße und über die Täler in die Ebene. Besonders stark ist dieser Wind im engen Neckartal ausgeprägt. Dieser Neckartalabwind, der sogenannte Neckartäler, ist also ein Ostwind. Er weht zu allen Jahreszeiten. In sogenannten Strahlungsnächten, wenn tags die Sonne von wolkenlosem Himmel brennt und nachts die Ausstrahlung nicht von Wolken behindert wird, können wir ihn gut fühlen. Er ist für die Durchlüftung der Stadt besonders in den Sommermonaten von Mitte Mai bis Mitte September von Bedeutung. Eine Bebauung der Wolfsgärten würde eine Kaltluftschneise dieses Windes vom Neckar her über das Autobahnkreuz durch Bebauung und durch hohe Lärmschutzwände blockieren. Auswirkungen auf die benachbarten Siedlungen Wieblingen, Pfaffengrund und Teile Eppelheims, in Extremfall bis in die wärmebelastete Kernstadt Bergheim und Bahnstadt sind zu erwarten. Ein Blick in das Klimagutachten der Stadt Heidelberg von 2015 erklärt diese Zusammenhänge.

Die Wasserversorgung der Stadt durch das Wasserwerk Rauschen, das direkt westlich an die Wolfsgärten anschließt, sei durch die Bebauung nicht beeinträchtigt, sagt Schmidt-Lamontain. Das dort geförderte Wasser besteht zu 80% aus Uferfiltrat des Neckars, nur 20% wird durch Niederschläge neu gebildet. Der Neckar weist aufgrund der Stauung eine geringe Selbstreinigungskraft auf, Untersuchungen von 2017 bescheinigten dem Neckar über seinen gesamten Verlauf hohe Phosphat- und Stickstoffkonzentrationen, die Konzentration von Quecksilber in den Neckar-Fischen liege oberhalb der Umweltqualitätsnorm. Die Kläranlagen flussaufwärts weisen drei Klärstufen auf, die vierte Klärstufe, die Spurenstoffe herausfiltert, beispielsweise Rückstände von Arzneimitteln, fehlt. Die Grundwasserneubildung durch Niederschlag besonders in der direkten Umgebung des Wasserwerks sollte daher nicht weiter verringert werden. Sollte in heißen, trockenen Sommern der Wasserbedarf steigen und die Förderung im Wasserwerk dauerhaft erhöht werden müssen, wären die Wolfsgärten, die entgegen gesetzt der Grundwasser-Fließrichtung liegen, ein wichtiges Wasserschutzgebiet.

„Ich vertraue der Qualität unseres Trinkwassers, ich trinke selbst täglich dieses Wasser. Der Aufwand der Qualitätssicherung wird jedoch immer größer und teurer“, sagt Dorothee Hildebrandt.

04.04.2021 - 20:45