RNZ: Der Nulltarif ist leider keine Klimaschutzmaßnahme - Muss die Stadt den Ferntourismus reduzieren?
17.5.2022 Denis Schnur Als an vier Samstagen im März und April Busse und Bahnen kostenlos waren, zählte die RNV rund 15 Prozent mehr Fahrgäste. Das sei kein Wunder, betont Verkehrsforscher Dieter Teufel im RNZ-Interview: „Aber das ist leider keine Klimaschutzmaßnahme.“ Bis 2030 will Heidelberg klimaneutral werden. Das geht jedoch nur, wenn auch im Verkehr die CO2-Emissionen zügig und deutlich sinken.
Dafür passiere jedoch bislang viel zu wenig, kritisiert der Heidelberger Verkehrsforscher Dieter Teufel.
Bis 2030 will Heidelberg klimaneutral werden. Das geht jedoch nur, wenn auch im Verkehr die CO2-Emissionen zügig und deutlich sinken. Dafür passiere jedoch bislang viel zu wenig, kritisiert der Heidelberger Verkehrsforscher Dieter Teufel. Gemeinsam mit seinem Umwelt- und Prognose-Institut begleitet er die städtische Verkehrspolitik seit Jahren. 2021 wurde er von der Stadt beauftragt, die zehn Verkehrsmaßnahmen im Klimaschutzaktionsplan auf ihre Wirkung hin zu untersuchen – und kam im Oktober zum Schluss, dass sie absolut nicht ausreichen. Im RNZ-Interview kritisiert er, dass seitdem nichts geschehen ist, und spricht sich gegen einen kostenlosen Nahverkehr aus.
Herr Teufel, der kostenlose ÖPNV hat an den vier Samstagen im Schnitt 15 Prozent mehr Fahrgäste in Busse und Bahnen gelockt. RNV und Stadt sehen das als großen Erfolg – Sie auch?
Zunächst einmal ist die Auswertung, die die Stadt da vorgelegt hat, wissenschaftlich gesehen Humbug. Man hat nur die Menschen in den Bahnen gezählt. Dass das bei schönem Wetter und um die Osterzeit mehr sind, ist doch kein Wunder. Dann fahren die Leute samstags eher nach Heidelberg als etwa nach Ludwigshafen. Aber die entscheidende Frage ist doch: Hat es etwas für den Klimaschutz gebracht? Und da müsste man wissen, wer da zusätzlich gefahren ist. Wenn man schon viel Geld für so etwas ausgibt, muss man das auch sauber analysieren.
Stadt und RNV sagen, das sei so kurzfristig gar nicht möglich gewesen.
Kommt darauf an, wie groß man die Untersuchung macht. Wir haben in der Stadt automatische Zählstellen für Autos und Fahrräder. Da muss man sich nur die Zahlen anschauen – hat man bislang nicht gemacht. Eine Befragung ist aufwendiger, aber man hätte ja nicht gleich ein Institut beauftragen müssen, sondern einen Uni-Professor fragen können, ob er das mit Studenten macht.