OB Würzner: Heute gedenken wir gemeinsam der Opfer der Corona-Pandemie
18.04.2021 Heute gedenken wir gemeinsam der Opfer der Corona-Pandemie. Fast 80.000 Menschen sind in Deutschland an oder mit diesem unberechenbaren und tückischen Virus gestorben. In Heidelberg haben wir mehr als 50 Todesopfer zu beklagen. [bilder: rothe]
Töchter und Söhne, Mütter und Väter, Schwestern, Brüder, Freunde trauern um sie. Viele Hinterbliebene hatten nicht einmal die Gelegenheit, sich von ihren Angehörigen zu verabschieden. Das ist eine besonders schmerzhafte Erfahrung. Die Bilder von Menschen, die vor Krankenhäusern vergeblich darauf warten, noch einmal zu ihren Liebsten gelassen zu werden, werden wir nie vergessen. Allen, die in dieser Pandemie einen geliebten Menschen verloren haben, gilt unser tief empfundenes Beileid. Unsere Gedanken sind bei Ihnen. Nicht nur heute, an diesem Gedenktag, sondern an jedem Tag in dieser schweren Zeit.
Wir denken heute auch an die vielen Menschen, die an Corona erkrankt sind und auf den Intensivstationen um ihr Leben kämpfen. Und wir denken an ihre Familien.
Ich selbst weiß, wie quälend es ist, am Krankenbett um das Leben eines nahestehenden Menschen zu bangen. Viel zu viele haben genau diese Situation in den vergangenen Wochen und Monaten ebenfalls erlebt. Und viel zu oft hat diese tückische Krankheit alle Hoffnung zunichtegemacht. Zurück bleiben Trauer und Fassungslosigkeit.
Nahezu jeder von uns kennt mittlerweile jemanden, der erkrankt war oder gar gestorben ist – in der Familie, im Freundeskreis oder unter den Kolleginnen und Kollegen.
So waren oder sind auch bei uns in der Stadtverwaltung über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Corona erkrankt – mit ganz unterschiedlichen Verläufen.
Und auch unser Gemeinderatsmitglied Waseem Butt ringt seit Wochen auf einer Heidelberger Intensivstation mit dem Tod. Wir alle hoffen inständig, dass er sich ins Leben zurückkämpft. Seine Eltern haben diesen Kampf in dieser Woche leider verloren. Wir alle sind schwer betroffen von der Härte der Schicksalsschläge, die die Familie Butt gerade ertragen muss und sprechen ihr heute unser tief empfundenes Mitgefühl und Beileid aus. Waseem Butt ist gerade mal 46 Jahre alt. Es ist das Zermürbende an dieser Krankheit, dass niemand weiß oder vorhersagen kann, welchen Verlauf sie nimmt. Junge, gesunde Menschen kann sie ebenso hart treffen, wie ältere oder vorerkrankte Menschen. Das wissen wir mittlerweile. Und wir wissen auch, dass eine überstandene Erkrankung schwere Langzeitfolgen auslösen kann.
Zurzeit sind bundesweit und auch in Heidelberg viele Menschen in Quarantäne und quälen sich mit genau diesen Sorgen und Ungewissheiten. Sie haben Angst, sich oder andere angesteckt zu haben. Das sind Tage, die psychisch sehr belastend sein können.
Unter der Pandemiekrise leiden wir letztlich alle in unterschiedlichem Maße. Viele – auch in unserer Stadt – sind ganz besonders von ihr betroffen. Sei es, weil sie ihre berufliche Existenz bedroht sehen, einsam sind oder an ihre psychischen Belastungsgrenzen kommen.
Nach über einem Jahr Pandemie sind viele dabei, den Mut und die Hoffnung zu verlieren. Ältere Menschen, die sich in Pflegeheimen alleine fühlen und ihre Angehörigen vermissen. Cafébesitzer, die nicht mehr wissen, wie sie finanziell über die Runden kommen sollen. Kinder, die sich nicht mehr unbefangen mit anderen Kindern zum Spielen treffen können. Junge Menschen, die gerade ihr Studium begonnen haben und nun mit ihren Dozentinnen und Dozenten ausschließlich virtuell Kontakt haben. Wir leben in einem Ausnahmezustand, der uns alle auf das Äußerste strapaziert.
Und dennoch gibt es in dieser Zeit auch Trost und Hoffnung: Von den Ärztinnen und Ärzten, Pflegerinnen und Pflegern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und den vielen Ehrenamtlichen in unserer Stadt. Ihr überragendes Engagement lässt uns weiter durchhalten. Wir erleben Heidelberg als eine besonders solidarische Stadt. So konnten wir bislang vergleichsweise gut durch die Pandemie kommen. Das verdanken wir dem rücksichtsvollen Verhalten unserer Bürgerinnen und Bürger.
Ich weiß, dass der Ausnahmezustand durch die Pandemie schon sehr lange andauert. Wir kommen aber Schritt für Schritt endlich voran. Wir haben die Testkapazitäten deutlich ausgeweitet und immer mehr Menschen haben bereits ihre erste Impfung erhalten.
Das alles kann uns Mut geben und auch die nötige Kraft, auf diesem Weg weiter gemeinsam gegen die Corona-Pandemie zu kämpfen. Der solidarische Zusammenhalt unserer Stadt ist dabei unser größter Schatz.
Im stillen Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie bitte ich Sie nun um eine Schweigeminute. Im Anschluss haben Sie die Möglichkeit, eine weiße Rose für die Verstorbenen niederzulegen. Es sind exakt 59 Rosen. Für jeden in Heidelberg an Corona verstorbenen Menschen eine.