Ochsenkopf Hui, Altstandort Pfui? Kommentar zur Rettung des Standorts Bergheimer Straße
Gastkommentar
16.7.2019 Irmtraud Spinnler, Noch-Stadträtin der Stadt Heidelberg, SPD
Es muss etwas geschehen, und zwar bald, soweit die Betriebshöfliche Gemeinsamkeit im Gemeinderat. Realistisch sind nur zwei Standorte in Bergheim, einseitig beworben von Stadt und rnv wird nur der Ochsenkopf, der Altstandort wird nur noch als Konversionsfläche allerliebst beplant. Das veranlasst mich zu folgender Stellungnahme:
1. Spielplatz an der ÖPNV-Straße, Durchlässigkeit zum Landfried-Gelände? Die Stadt hat im Vorfeld des Bürgerentscheids Visualisierungen erstellt, u.a. wie ein Park mit Café und Spielplatz auf dem Gelände des Bahn-Bus-Betriebshof aussehen könnte, sehr ansprechend, leider gefaked.
Wissentlich weggelassen wurde die Schieneninfrastruktur und der dort stattfindende Straßenbahn- und Busverkehr auf der Karl-Metz-Straße, denn spielende Kinder und ÖPNV-Trasse passen nicht zusammen.
Wahr ist:
Die Karl-Metz-Straße ist eine außerordentlich stark frequentierte Verbindung zwischen Hauptbahnhof, Haltestelle Betriebshof und Neuenheimer Feld. Zweifellos verbleibt der Straßenbahn- und Busverkehr in den nächsten Jahrzehnten in der Karl-Metz-Straße, am Hauptbahnhof-Nord wurden aktuell sehr aufwändige Schienen-Weichen- und Umbauarbeiten nach GVFG-Förderung getätigt.
Somit werden sich weiterhin tagsüber auf der Strecke zwischen HBF und Betriebshof mindestens die Linien 21, 24, 32, 34, 37 im Minutentakt begegnen (!). Diese ÖPNV-Straße funktioniert heute gut und gefahrlos, da der Betriebshof zum Landfried-Gelände hin eine Barriere bildet und deshalb nicht gequert wird, so die Rückmeldung des Fahrpersonals. Bekanntlich soll der ÖPNV nach Gemeinderatsbeschluss und Umfragen schneller und zuverlässiger werden, gerade auch zur Uni Neuenheimer Feld. Dies ist gewährleistet, wenn der Betriebshof an dieser Stelle neu gebaut und zur Emil-Maier-Straße hin erweitert wird.
2. Altstandort Bergheimer Straße reicht nicht für zukünftigen ÖPNV-Ausbau?
Zur allgemeinen Verwirrung wird von „Sanierung“ gesprochen, da reicht natürlich die Abstellkapazität überhaupt nicht. Es geht um einen kompletten Neubau mit Einbeziehung des Parkplatzes der Emil-Maier-Straße, Flächenmäßig vergleichbar mit Ochsenkopf. Nach den rnv-Unterlagen zur Abstellkapazität ist folgendes kritisch anzumerken: Es können auf diesem Gelände auf den vorgesehenen 14 Gleisen nicht 29, sondern 33 längere Bahnen untergebracht werden sowie 12 kurze Bahnen, somit gesamt 45 Straßenbahnen, d. h. eine weniger als am Ochsenkopf. Zudem sollen nach dieser Unterlage 9 (Neun) davon OEG-Bahnen sein, die wohl bei Engpässen auch in Edingen ein- und ausrücken könnten. Laut Aussage von 1. BGM Odczuck reicht die Kapazität am Ochsenkopf für das gesamte Mobi-Netz plus Reserve mehr als 30 Jahre (RNZ-Video „Warum der Heidelberger Betriebshof auf den Ochsenkopf soll“). Der Ausbau des Tramnetzes verringert natürlich die Busflotte, es wird somit nicht mehr, sondern weniger Abstellfläche für Busse gebraucht. Zumal am Ochsenkopf 36 Busse und am Altstandort Neubau 37 Busse Platz finden. --> Erweiterungsgelände wird somit nicht benötigt!
3. Fassaden- und Dachgestaltung?
Hier nochmals das Ergebnis der aufwendigen Mehrfachbeauftragung Betriebshof Bergheimer Straße: Bereits 2013/14 gab es Bürgerbeteiligung zum Betriebshof am Standort, Vorschläge wurden gesammelt. Nach einer Mehrfachbeauftragung von 11 Architekturbüros ging es im Juni 2014 um die Gestaltung der Hochbauten, der
Fassadengestaltung und dem Ideenteil. War nicht billig. Den 1. Preis bekam das Büro Gesteing, Knipping, de Vries aus Ettlingen.
www.competitionline.com/de/ergebnisse/194758
www.die-stadtredaktion.de/2014/11/rubriken/stadt/stadtentwicklung/betriebshof-rnv/rnv-betriebshof-preisgericht-kuert-beste-entwuerfe-fuer-neugestaltung/
"Ihm bescheinigte das Preisgericht eine optimale Balance zwischen Anpassung an den historischen Bestand und architektonischem Neuanfang. Unter anderem
sieht dieser Entwurf einen attraktiven und offen zugänglichen Dachgarten auf dem Betriebshof vor. In einem nächsten Schritt muss der Siegerentwurf ... auf technische Realisier- und Finanzierbarkeit geprüft werden. Die Erschließung des Daches ist über einen Treppenzugang hinter der historischen Giebelwand Alte-Eppelheimer Straße und einer großzügigen Freitreppe und Aufzug anstelle des Bürogebäudes Bergheimer Str. 155 vorgesehen."
Hinzufügen will ich noch, dass bei der Neubebauung des Areals der Alten Feuerwache durchaus ein kreativer Brückenschlag zum Dachgarten vorstellbar
wäre…
4. „Wir brauchen eine Entscheidung, bitte entscheiden Sie, egal für Ochsenkopf oder Altstandort,“, so ungefähr appellierte die rnv im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss.
Ich wünsche mir sehr, dass dieser, in vielfacher Weise ideale Standort Bergheimer Straße für den Heidelberger Betriebshof beschlossen wird. Er ist auch zeitlich wegen der fortgeschrittenen Planung am schnellsten umsetzbar.
Deshalb JA für Erhalt der Ochsenkopfwiese, Ja für den Altstandort!